INTERVIEW Tanja Bublitz Was war deine größte persönliche Herausforderung? Das war zum einen, mich aus dem großen Schatten meiner Oma und meines Vaters zu lösen und zum anderen, unser Sortiment komplett vom Mainstream zur Niche zu wandeln. Hier musste ich mich nicht nur gegen meinen Vater, sondern gegen den gesamten privaten Fachhandel durchsetzen. Ich kann mich noch gut erinnern, dass einige Kollegen mich eingehend gewarnt haben, unser Familienunternehmen nicht gegen die Wand zu fahren mit all den unbekannten Marken, die ich aufgenommen habe. Ich wollte unabhängig von allem sein – von Marken, von Öffnungszeiten. Ich wollte mir von niemandem extern diktieren lassen, was ich zu tun habe. Alle Marken wollten hier rein. Es war schon eine Herausforderung, seinen eigenen Weg zu gehen und sein eigenes Ding zu machen. Es war schwierig Tochter Brückner zu sein. Du musst schon was können, was darstellen, wer sein und das hat Jahre gedauert, bis ich dann irgendwann das Gefühl hatte „so, das passt”. Und seitdem das so ist, bin ich auch ruhiger und selbstverständlicher, einfach Ich. Dieser Übergang, dass ich auch immer mehr wahrgenommen wurde, kam auch sicherlich mit dem Ladenumbau. Von da an war es auch mein Laden, von mir ausgedacht, wie ich ihn haben will und von mir eingeräumt. Ist es das, was sich am meisten in deiner Parfümerie-Zeit geändert hat? Ich denke, im Laufe der Jahre hat sich natürlich das komplette Sortiment geändert - wir führen heute ganz andere Produkte und Marken als damals. 30 130 JAHRE PARFÜMERIE BRÜCKNER Der Anspruch an die Qualität und Nachhaltigkeit der Produkte, die wir verkaufen, ist heute ein ganz anderer. Unser großer Vorteil ist es, schnell auf all diese Veränderungen und Wünsche reagieren zu können und mein persönlicher Vorteil ist, das Gespür dafür zu haben. Am meisten hat sich alles durch die Digitalisierung und das Internet verändert, auch weil die Kunden informierter und wissender sind als früher, so dass du im Einzelhandel maximal informiert sein musst, um dem Kunden nicht mehrere Schritte hinterher zu sein und mithalten zu können. Hat sich der Verkauf also generell verändert? Komischerweise, nicht wirklich. Die Motivation des Kunden mag eine andere sein oder sein Wissen ist umfangreicher. Aber an dem Grund, weshalb der Kunde wieder kommt, hat sich nicht viel geändert. Da ist das gegenseitige Vertrauen, man kennt sich. Das hat etwas mit Menschlichkeit, Herzlichkeit, Persönlichkeit und Service zu tun. Das ist unser großer Vorteil, weil du das fast nirgendwo mehr bekommst.